900 Jahre, in denen eine lange Reihe von Menschen ihre Spuren hinterlassen haben

Der denkmalgeschützte Hauser Hof steht auf der Bauparzelle Nr. 1 seiner Heimatgemeinde, am Eingang zum Tal Rasen-Antholz, einem Seitental des Südtiroler Pustertales. Seine Grundmauern gehen zurück auf das 11. Jahrhundert! Damit ist er der älteste Hof des gesamten Tales. In seiner langen Geschichte wurde das Gebäude auch als Gericht samt Kerker benutzt, die prächtige "Oberstube" (datiert aus dem Jahr 1667), sowie der große Keller mit seinen Steinräumen, zeugen bis heute davon. Auch die Dorfschule zog zwischenzeitlich im Hauser Hof ein.

Seit dem Jahr 1760, und damit seit mehr als 260 Jahren, bewirtschaftet Familie Wierer ihren Hof vorbildlich. Mit viel Liebe und Enthusiasmus wurde der Hof durch diese lange Zeit geführt, an die Zeit angepasst, jedoch ohne die Wurzeln zu verleugnen oder zu vergessen. 1985 wurde der Hof mit dem Siegel "Erbhof" ausgezeichnet, ein Siegel für jene Höfe, welche seit mehr als 200 Jahren im Besitz derselben Familie sind.

Es konnte also auf Geschichte gebaut werden, als unlängst das Wohngebäude des Hofes einer Gesamtsanierung unterzogen wurde. Im Haus sollten mehrere Wohneinheiten entstehen, Flächen und Funktionen wurden teilweise neu verteilt, Räume neu bespielt.

Im Dialog mit Architekten und Bauherren war es unsere Aufgabe, zeitgemäße, jedoch respektvolle Lösungsansätze für neue Elemente im Haus zu finden. Mit dem Ziel einer, dem Ort entsprechenden, Langfristigkeit, haben wir uns der schon vor Ort präsenten Materialien bedient: Schlichtes, astfreies Lärchenholz, Edelstahl, sowie samtiges, monochromes Grau sind nun neu am Hauser Hof. Die Materialien erheben keinen Anspruch auf Wichtigkeit, vielmehr möchten sie dem historischen Ganzen dienen und trotzdem im Kontext lesbar sein, als heutiges Zeichen, respektvoll und für lange Jahre verbunden.

Im Wissen um die mehr als 900-jährige Geschichte dieses Hauses durch die Gänge und Räume zu gehen, ist ein außergewöhnliches Gefühl. Dort Hand anzulegen, Änderungen vorzunehmen, lässt die daraus erwachsende Verantwortung schlagartig bewusst werden … und doch reiht man sich nur ein, in eine lange Reihe von Menschen, welche in dieser ganzen Zeit am Hauser Hof zu Gast waren, um dort in irgendeiner Form ihre Spuren zu hinterlassen.

Was für ein schöner Ort.

  • Kunde: Privat
  • Projekt: Gerhard Mahlknecht, Jochen Haidacher
  • Ort: Südtirol
  • Fotos: Gustav Willeit, Oliver Jaist