Allein aber nicht einsam im Bewusstsein, Teil eines großen Ganzen zu sein

Freiheit spüren, Abstand nehmen, bei sich sein. Für viele von uns sind diese Dinge ein großer Traum. Wir waren dabei, als unser Bauherr sich diesen Traum verwirklichte: Im Naturpark Fanes-Sennes-Prags liegt, zurückgezogen im Wald, neben langsam wachsenden Fichten und Föhren, das Jagdhaus Tamersc.

Das Haupthaus und das kleinere Ruhehaus bilden ein Ensemble, das von außen zurückhaltend wirkt: Einfache, hölzerne Gebäude in Blockbauweise, mit traditionellen Dachformen, gebaut aus lokalen, bewährten Baumaterialien. Eine genauere Betrachtung lässt jedoch erahnen, dass diese schlichte Hülle Besonderes verbirgt: Zum Beispiel die Panoramaverglasungen, welche hinter großen Schiebeläden verschwinden können. Dann wird das Haus zu einem in sich geschlossenen, geschützten Raum.

Präzises Denken, penible Ausarbeitung und handwerkliches Bauen, so wurde an diesen Häusern gearbeitet.

Im Erdgeschoß befindet sich der große, offene Wohnraum mit Küche, Esstisch, Sofa und offenem Kamin. Aufgrund der Entwürfe der Architekten haben wir hierfür heimisches, lokaltypisches Zirmholz zeitgemäß interpretiert. Dieses sehr besondere Material zeigt hier seine Wandlungsfähigkeit jenseits von festgelegten Traditionen.

Eine einläufige, gerade Treppe führt ins Obergeschoß. Im Hinaufgehen kann man durch eine Verglasung im Dach die mächtige Felswand sehen, welche diesem Ort Rückendeckung gibt. Im Obergeschoß befinden sich die Schlafräume und das Badezimmer. Der sichtbare Giebel erinnert an das Gefühl des Hüttenlebens.

Alles ist Möbel, im Sinne einer durchdachten Zweckmäßigkeit bis ins Detail. Für diese Elemente haben wir fein gewachsenes, heimisches Lärchenholz gesucht, gefunden und verwendet. Durch die schmalen Sichtschlitze in den Wänden fallen immer wieder neue Lichtstimmungen in die Räume. Aussicht ist möglich, Einsicht kaum. Ein wohliges Geborgenheitsgefühl ist das Ergebnis. Nichts erinnert an eine klassische "Hütte" – bis auf die "Herzlstühle" an den Tischen vielleicht: Bereits mein Urgroßvater fertigte diese Stühle in dieser Form. Nun schmücken sie auch das Jagdhaus Tamersc, sind ein Bekenntnis zur Region und erzählen von einer anderen Zeit – und von zeitlosen Werten.

Es ist ein besonderes Erlebnis, geschützt und gewärmt im Haus zu sein und in die teils malerische, teils schroffe Wildnis zu blicken. Allein aber nicht einsam im Bewusstsein, Teil eines großen Ganzen zu sein.

  • Bauherr: Privat
  • Architektur: Gerhard Mahlknecht, EM2 Architekten
  • Ort: Südtirol
  • Fotos: Mads Mogensen